Digitale Barrierefreiheit im E-Commerce – Was Shopbetreiber wissen müssen
Inhalt:
01 - Verpflichtende Barrierefreiheit für Onlineshops
02 - Relevanz für Onlineshopbetreiber
03 - Ziele des Barrierefreiheitsgesetzes
04 - Pflichten für Onlineshopbetreiber
05 - Ausnahmen: Kleinunternehmer & B2B Shops
06 - Vorteile der digitalen Barrierefreiheit
07 - Anforderungen / ToDos für Onlineshopbetreiber
08 - Unsere Unterstützung
09 - Fazit
Die Anforderungen an Onlineshops steigen kontinuierlich – nicht nur in Bezug auf Technik und Design, sondern auch auf rechtliche Vorgaben. Besonders wichtig wird in den kommenden Jahren die Barrierefreiheit im E-Commerce. Sie betrifft nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern steigert auch das allgemeine Nutzererlebnis. Ab Juni 2025 wird die Barrierefreiheit für viele Onlineshops in der EU gesetzlich vorgeschrieben. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Strategien Sie anwenden können, um Kaufabbrüche zu vermeiden und Ihren Onlineshop barrierefrei zu gestalten.
Ab Juni 2025: Verpflichtende Barrierefreiheit für Onlineshops
Mit dem Inkrafttreten der EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit digitaler Produkte und Dienstleistungen am 28. Juni 2025 sind zahlreiche Onlineshops verpflichtet, ihre Plattformen barrierefrei zu gestalten. Diese Maßnahme folgt dem Ziel, den Zugang zu digitalen Inhalten und Dienstleistungen für gehandicapte Menschen zu erleichtern. Für E-Commerce-Unternehmen, die direkt an Endverbraucher verkaufen, wird es unverzichtbar, ihre Websites und Shops so anzupassen, dass sie allen Kunden eine uneingeschränkte Nutzung ermöglichen.
Für Betreiber von Onlineshops bedeutet dies konkret, dass alle wesentlichen Elemente des Shops – von der Navigation über die Produktdarstellung bis hin zum Checkout-Prozess – den Anforderungen der Barrierefreiheit entsprechen müssen. Dazu zählen unter anderem:
- Visuelle Barrierefreiheit: Die Shopoberfläche muss für Menschen mit Seheinschränkung zugänglich sein, was bedeutet, dass Farben, Kontraste und Schriftgrößen entsprechend gestaltet sein müssen.
- Technische Barrierefreiheit: Die Seite muss so programmiert sein, dass Screenreader und andere Hilfsmittel zur Barrierefreiheit problemlos eingesetzt werden können.
- Nutzerfreundliche Bedienung: Alle Funktionen, wie zum Beispiel die Produktauswahl oder der Bezahlvorgang, müssen intuitiv bedienbar sein, auch für Menschen mit motorischen Einschränkungen.
Relevanz für Onlineshopbetreiber
Digitale Barrierefreiheit bedeutet mehr als nur die Einhaltung von Vorschriften. Sie bietet zahlreiche Vorteile für Onlineshopbetreiber, von der Erschließung neuer Kundengruppen bis hin zur Verbesserung der allgemeinen Benutzerfreundlichkeit und des SEO-Rankings.
Erschließung neuer Zielgruppen
Rund 15 % der Weltbevölkerung lebt mit einer Behinderung. In Europa betrifft dies etwa 135 Millionen Menschen. Eine barrierefreie Website eröffnet Ihnen den Zugang zu einer bisher oft vernachlässigten, aber durchaus kaufkräftigen Zielgruppe. Menschen mit Einschränkungen, die auf barrierefreie Shops stoßen, sind dankbar für die Rücksichtnahme und fühlen sich stärker angesprochen. Das Ergebnis ist eine höhere Kaufbereitschaft und eine stärkere Bindung an das Unternehmen.
Verbesserung der Nutzererfahrung für alle
Was für Menschen mit Behinderung nützlich ist, erleichtert auch allen anderen Nutzern das Einkaufserlebnis. Eine klar strukturierte, leicht verständliche und technisch optimierte Website führt dazu, dass sich Kunden schneller zurechtfinden, weniger Probleme beim Kaufabschluss haben und sich insgesamt wohler fühlen. Eine intuitive Navigation, klare Schriftarten und logische Prozesse verbessern die User-Experience erheblich und tragen somit dazu bei, die Absprungrate zu senken.
Steigerung des SEO-Rankings
Suchmaschinen wie Google legen großen Wert auf die Benutzerfreundlichkeit von Websites. Barrierefreie Onlineshops, die sich durch eine klare Struktur, gut lesbare Inhalte und schnelle Ladezeiten auszeichnen, erfüllen viele der Kriterien, die auch für eine gute Suchmaschinenoptimierung (SEO) von Bedeutung sind. Das bedeutet: Eine barrierefreie Website kann nicht nur gehandicapte Menschen ansprechen, sondern auch bessere Platzierungen in den Suchergebnissen erzielen.
Positives Unternehmensimage und höhere Kundenbindung
Barrierefreiheit ist nicht nur ein technisches Kriterium, sondern auch ein Zeichen für soziale Verantwortung. Unternehmen, die darauf achten, dass ihre Dienstleistungen und Produkte für alle zugänglich sind, positionieren sich als fortschrittlich und verantwortungsvoll. Dies stärkt das Unternehmensimage und führt zu einer höheren Kundenbindung – insbesondere bei jenen, die sich durch diese Maßnahmen berücksichtigt fühlen.
Ziele des neuen Barrierefreiheitsgesetzes
Das Barrierefreiheitsgesetz (BGG) wurde eingeführt, um digitale und physische Barrieren in der Gesellschaft abzubauen. Es verfolgt das Ziel, allen Menschen – unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen – den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen und Informationen zu ermöglichen. Im Fokus stehen dabei insbesondere:
- Chancengleichheit: Menschen mit Behinderung sollen die gleichen Möglichkeiten haben wie Menschen ohne Einschränkungen. Dies betrifft den Zugang zu Informationen, Produkten und Dienstleistungen, sowohl online als auch offline.
- Inklusion im digitalen Raum: Da immer mehr Geschäfte, Behördengänge und Dienstleistungen ins Internet verlagert werden, ist es unerlässlich, dass auch gehandicapte Menschen uneingeschränkt daran teilhaben können.
- Vermeidung von Diskriminierung: Es soll sichergestellt werden, dass niemand aufgrund seiner Einschränkung benachteiligt wird, indem er von bestimmten Angeboten ausgeschlossen ist.
Pflichten für Onlineshopbetreiber
Shopbetreiber, die bis zum Stichtag im Juni 2025 nicht barrierefreie Websites anbieten, riskieren nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch wirtschaftliche Einbußen durch verärgerte Kunden. Um die Richtlinien zu erfüllen, sollten mindestens die Anforderungen der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.2 in der Konformitätsstufe A erfüllt werden. Dazu zählen unter anderem die folgenden Kriterien:
Visuelle Barrierefreiheit
Das Layout eines Shops muss für Menschen mit Sehschwächen geeignet sein.
- Kontraste und Farben: Inhalte sollten in einem hohen Kontrast und mit klaren Farben dargestellt werden, um auch von Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen gut wahrgenommen werden zu können.
- Schriftgrößen und Lesbarkeit: Flexible Schriftgrößen und gut lesbare Schriftarten sind ein Muss. Die Texte sollten skalierbar sein, damit Nutzer sie bei Bedarf vergrößern können.
- Alternativtexte für Bilder: Jedes Bild muss einen beschreibenden Alternativtext haben, der von Screenreadern vorgelesen werden kann.
Technische Barrierefreiheit
Um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderung Ihre Website oder Onlienshop nutzen können, müssen Sie technische Vorkehrungen treffen.
- Kompatibilität mit Screenreadern: Die Website muss so programmiert sein, dass sie von gängigen Screenreadern problemlos gelesen werden kann.
- Navigation per Tastatur: Für Menschen mit motorischen Einschränkungen ist es oft schwierig, eine Maus zu bedienen. Daher muss die Navigation Ihrer Website auch nur mit der Tastatur möglich sein.
- Einfache und klare Struktur: Die Seite sollte logisch aufgebaut sein, sodass sich auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen problemlos zurechtfinden können.
Barrierefreie Inhalte
Auch die Inhalte Ihrer Website müssen barrierefrei gestaltet werden.
- Einfach verständliche Sprache: Fachjargon sollte vermieden werden, sofern er nicht notwendig ist. Die Sprache sollte klar, prägnant und leicht verständlich sein.
- Untertitel für Videos: Alle Videos auf Ihrer Website sollten mit Untertiteln versehen sein, damit auch Menschen mit Höreinschränkung sie verstehen können.
Ausnahmen: Kleinunternehmer & B2B Shops
Nicht alle Onlineshops sind von den gesetzlichen Vorgaben zur Barrierefreiheit betroffen. Kleinunternehmer, Unternehmen, die weniger als 2 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften oder weniger als zehn Mitarbeiter beschäftigen, sind von der Pflicht ausgenommen.
Ebenso fallen reine B2B-Shops, die keine Dienstleistungen für Endkunden anbieten, nicht unter die neue Regelung. Dennoch sollten auch diese Unternehmen über eine barrierefreie Gestaltung nachdenken, da dies langfristig Wettbewerbsvorteile bringen kann.
Vorteile der digitalen Barrierefreiheit
Die Umstellung auf barrierefreie Websites und Onlineshops bietet eine Vielzahl von Vorteile.
Vorteil 1: Erhöhte Reichweite
Durch die Umsetzung der Barrierefreiheit erschließen sich Shopbetreiber neue Zielgruppen, da Menschen mit Behinderung in der Lage sind, die Website zu nutzen. Darüber hinaus wird auch die allgemeine Nutzererfahrung verbessert, was dazu führt, dass die Absprungrate sinkt und mehr Nutzer den Kaufprozess abschließen.
Vorteil 2: Verbesserte Konversionsraten
Ein benutzerfreundlicher und intuitiv zu bedienender Onlineshop erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden ihre Einkäufe abschließen, anstatt den Shop zu verlassen. Dies führt zu einer Verbesserung der Konversionsrate und somit zu einem direkten Umsatzanstieg.
Vorteil 3: Stärkung der Kundenbindung
Kunden, die positive Erfahrungen mit Ihrem Onlineshop machen, werden eher wiederkommen und langfristig loyal bleiben. Die Berücksichtigung der Bedürfnisse von eingeschränkten Menschen schafft Vertrauen und stärkt die Bindung zu Ihrem Unternehmen.
Vorteil 4: Optimierung der SEO-Performance
Google und andere Suchmaschinen bewerten barrierefreie Websites häufig besser, da sie in der Regel über eine klare Struktur, schnell ladende Inhalte und optimierte Nutzerfreundlichkeit verfügen. Dies verbessert das Ranking und erhöht die Sichtbarkeit Ihrer Seite.
Anforderungen & ToDos für Onlineshopbetreiber
Die Umstellung auf Barrierefreiheit erfordert einige technische und inhaltliche Anpassungen. Hier sind die wichtigsten Schritte, die Sie beachten sollten:
1. Audit der aktuellen Website
Bevor Sie mit der Umstellung beginnen, sollten Sie eine gründliche Analyse Ihrer aktuellen Website durchführen. Prüfen Sie, welche Elemente bereits barrierefrei sind und wo es noch Nachbesserungsbedarf gibt. Es gibt zahlreiche Tools, wie den Accessibility Checker, die Ihnen dabei helfen können, Schwachstellen aufzudecken.
2. Textoptimierung
Achten Sie darauf, dass alle Texte auf Ihrer Website klar und verständlich formuliert sind. Vermeiden Sie Fachbegriffe und komplizierte Satzstrukturen. Fügen Sie zu jedem Bild einen beschreibenden Alternativtext hinzu, der von Screenreadern vorgelesen werden kann.
3. Technische Anpassungen
Ihre Website sollte so programmiert sein, dass sie problemlos von Hilfsmitteln wie Screenreadern gelesen werden kann. Zudem sollten alle Funktionen auch nur mit der Tastatur bedienbar sein, um Menschen mit motorischen Einschränkungen die Nutzung zu ermöglichen.
4. Visuelle Gestaltung
Stellen Sie sicher, dass Ihre Website eine klare und kontrastreiche visuelle Gestaltung aufweist. Verwenden Sie gut lesbare Schriftarten und ermöglichen Sie es den Nutzern, die Schriftgröße nach Bedarf anzupassen.
5. Schulung des Teams
Es ist wichtig, dass nicht nur Sie, sondern auch Ihre Mitarbeiter die Anforderungen an die digitale Barrierefreiheit verstehen. Schulen Sie Ihr Team regelmäßig, um sicherzustellen, dass alle neuen Inhalte und Designs barrierefrei erstellt werden.
Unsere Unterstützung
Die Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit kann komplex sein, insbesondere für Unternehmen, die bisher wenig Erfahrung in diesem Bereich haben. Wir bieten Ihnen unsere Unterstützung an und begleiten Sie bei jedem Schritt des Prozesses. Unser Expertenteam steht Ihnen zur Seite und hilft Ihnen dabei, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig Ihre Website benutzerfreundlicher zu gestalten.
- Beratung und Analyse: Wir führen eine umfassende Analyse Ihrer aktuellen Website durch und identifizieren die Bereiche, die angepasst werden müssen.
- Technische Umsetzung: Unsere Entwickler sorgen dafür, dass alle notwendigen technischen Anpassungen durchgeführt werden, um Ihre Website barrierefrei zu gestalten.
- Schulung und Weiterbildung: Wir bieten Schulungen für Sie und Ihr Team an, um sicherzustellen, dass auch zukünftige Inhalte barrierefrei erstellt werden.
Fazit: Digitale Barrierefreiheit als Erfolgsfaktor im E-Commerce
Die Umsetzung von Barrierefreiheit im E-Commerce ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch eine strategische Entscheidung, die Ihrem Unternehmen zahlreiche Vorteile bringt. Durch eine barrierefreie Gestaltung kann nicht nur das allgemeine Nutzererlebnis verbessern, sondern auch die SEO-Performance steigern und das Image des Unternehmens stärken. Es lohnt sich, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um den Onlineshop für die Zukunft sicher und wettbewerbsfähig zu gestalten.
Wenn Sie Unterstützung bei der Umsetzung der Barrierefreiheit benötigen, stehen Ihnen unsere Experten jederzeit zur Verfügung.
Kontaktieren Sie uns jetzt und erfahren Sie, wie wir Ihnen helfen können, Ihren Onlineshop barrierefrei zu gestalten!