E-Commerce Thesen 2025: Zwischen Vinylromantik und Plattformdruck – was jetzt zählt
Die K5 hat auch in diesem Jahr einen Ausblick auf die Zukunft des digitalen Handels gewagt. Ein Teil der Thesen, der führenden E-Commerce-Köpfe, zeigt ein Bild voller Spannungen, Chancen und dringender Kurskorrekturen.Was bleibt: Der Status quo ist nicht zukunftsfähig – und wer heute handelt, kann morgen zu den Gewinnern gehören.
These 1: Shops sind das neue Vinyl – Plattformen & AI Search übernehmen
Stefan Wenzel brachte es prägnant auf den Punkt: Der klassische Onlineshop wird zur Vinylschallplatte des Kundenzugangs. Lieb gewonnene Infrastruktur verliert an Relevanz – stattdessen gewinnen Plattformen mit integrierten Shoppingfunktionen (Socia Commercel, Content, Community) an Bedeutung. Creator und Communities werden nicht mehr als Add-On verstanden, sondern als Infrastruktur selbst.
These 2: KI verändert alles – vor allem uns
Der Anteil von KI-Traffic wird steigen, menschlicher Traffic nimmt ab. Das verändert, wie Inhalte aufgebaut, Daten genutzt und Conversion gedacht werden. Während Onlineshops heute oft wie Dieselmotoren wirken, legt KI ihre Schwächen schonungslos offen. Sie verschiebt Margen auf Plattformen und zwingt Händler zum Umdenken. Gleichzeitig eröffnen sich neue Wege, wenn Qualität, Relevanz und Einzigartigkeit ernst genommen werden – sowohl für Menschen als auch für Algorithmen.
These 3: Content - Vom Beiwerk zum Betriebssystem
Kristina Mertens formulierte es klar: Content ist nicht Kür, sondern Kern. Conversion-Optimierung allein greift zu kurz – entscheidend wird, wie gut Inhalte kontextualisiert und kanalübergreifend verknüpft sind. Plattformen kämpfen im gleichen Teich, jeder gegen jeden. Nur wer relevant bleibt, wird überhaupt noch wahrgenommen.
These 4: Fixkosten runter – oder untergehen
Die Prognose: Fixkosten im E-Commerce werden in den kommenden 18 Monaten um bis zu 50 % sinken – freiwillig oder aus Zwang. Wer das frühzeitig als Chance begreift, kann sich strategisch neu aufstellen und Freiraum für Innovation schaffen. Geschwindigkeit wird dabei zum Erfolgsfaktor (Junker de Neui): Wer schneller testet und lernt: gewinnt.
These 5: Der Kunde? längst aus dem Blick geraten
Johannes Altmann spricht offen aus, was viele verdrängen: Händler haben sich in Technik und Tools verloren – und den Kunden vergessen. Dabei ist Verkauf kein IT-Projekt, sondern ein zutiefst menschlicher Prozess. Die Habitualisierung der Welt erfordert Marken und Angebote, die emotional und kulturell verankert sind.
These 6: Daten sind Gold – Produkte sind ersetzbar
„Verkauf mir diesen Stift“, war einst eine Verkaufsübung. Heute sagt Alexander Graf: Verkauf mir deine Daten. Wer den Zugang zum Kunden und seine Daten besitzt, hat das bessere Geschäft – Plattformen machen es vor. Für Marken heißt das: Plattformdenken annehmen oder unsichtbar werden.
These 7: AI Agents werden bald besser verkaufen als wir
Paul Krauss spricht von einem grundlegenden Wandel im E-Commerce: Weg vom transaktionalen Onlineshop – hin zu KI-gesteuerten, dialogbasierten Einkaufserlebnissen.
OpenAI und Perplexity zeigen mit ersten Commerce-Piloten bereits, wie KI den gesamten Kaufprozess neu denkt. Nicht mehr Suche, Klick, Kauf – sondern individuelle Beratung im Gespräch, durch intelligente Assistenten.
Der Einstiegspunkt in die Customer Journey verschiebt sich. Wer künftig verkaufen will, muss verstehen: Sichtbarkeit entsteht im Dialog, nicht im Shop.
Die Herausforderung: sich frühzeitig darauf einzustellen – und die Kontrolle nicht den Plattformen zu überlassen.
Fazit: Widerspruch ist Teil der Lösung
Nicht alle Thesen passen aufeinander. Manche widersprechen sich. Aber genau darin liegt der Wert: Es gibt keinen Masterplan – nur die Einladung zur Reflexion und zum gezielten Experiment. Wer heute handelt, empathisch denkt, Content priorisiert, Technologie klug einsetzt und Plattformlogiken versteht, kann auf die Seite der Chancen wechseln. Denn klar ist: Der E-Commerce 2025 wird ein anderer sein. Und Stillstand ist der sicherste Weg, ihn zu verpassen.
Welche Entwicklungen sollten Unternehmen außerdem Blick behalten?