Kommt jetzt Der nächste große E-Commerce-Kanal?
Mit dem TikTok Shop etabliert die Plattform eine direkte Verbindung zwischen Content und Commerce. Nutzer können Produkte direkt aus Videos, Livestreams oder Creator-Profilen kaufen – ohne die App zu verlassen.
Inhalt:
02 - Aktueller Stand – TikTok Shop in Deutschland
03 - Welche Chancen bietet der TikTok Shop für Marken?
04 - Erfolgreich verkaufen mit TikTok – was braucht es?
05 - Herausforderungen & Grenzen des TikTok Shops
06 - Fazit – lohnt sich der Einstieg in den TikTok Shop?
Was ist der TikTok Shop?
Überblick über Funktionen & Features
Der TikTok Shop ist eine integrierte E-Commerce-Funktion innerhalb der TikTok-App, die es Nutzern ermöglicht, Produkte direkt in der App zu entdecken und zu kaufen – ohne auf externe Webseiten ausweichen zu müssen.
In Deutschland wurde der TikTok Shop offiziell im Frühjahr 2025 gestartet und richtet sich sowohl an große Marken als auch an kleine und mittelständische Unternehmen sowie Creator.
Produktansicht TikTok Shop, Quelle: TikTok
Funktionen und Features
In-Feed-Shopping:
Produkte können in regulären TikTok-Videos getaggt werden. Nutzer sehen beim Scrollen einen kleinen Produkt-Tab unter dem Video und können direkt kaufen.
Live-Shopping:
Creators und Marken können Live-Streams veranstalten, in denen sie Produkte präsentieren. Zuschauer kaufen während des Streams in Echtzeit.
Shop-Tab:
Ein eigener Shop-Bereich, in dem Nutzer:innen nach Produkten suchen und stöbern können – ähnlich wie bei einem Online-Marktplatz.
Produkt-Listings auf dem Profil:
Unternehmen und Creator können eigene Produktsammlungen auf ihrem Profil anbieten.
Shop Ads:
Werbemöglichkeiten für Händler, um ihr Shop-Angebot gezielt zu bewerben.
Sicherer Checkout: Zahlungsabwicklung über vertrauenswürdige Drittanbieter für einen reibungslosen und sicheren Kaufprozess.
Integration mit E-Commerce-Systemen:
Anbindung an Plattformen wie Shopware, Shopify oder WooCommerce sowie CSV-Uploads für Produktdaten.
Unterschied zu klassischem Social Shopping
Im Unterschied zu Plattformen wie Instagram oder Pinterest setzt TikTok auf einen vollständig integrierten In-App-Shop. Der gesamte Kaufprozess – von der Inspiration über Produktinformationen bis zum Checkout – findet innerhalb der App statt.
Doch genau diese Nähe zwischen Unterhaltung und Konsum wirft auch Fragen auf: Wie nachhaltig ist dieses impulsgetriebene Einkaufsverhalten? Und wie stark ist die Kaufentscheidung wirklich an die Marke gebunden?
Rollout in Deutschland
Der Rollout des TikTok Shops in Deutschland erfolgte offiziell am 31. März 2025. Seitdem können Nutzer Produkte direkt in der App entdecken und kaufen.
Laut offiziellen Angaben von TikTok nutzen 24,2 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig TikTok. Diese Zahl bezieht sich auf die allgemeine TikTok-Nutzerbasis, nicht spezifisch auf Nutzer des TikTok Shops. Es gibt keine öffentlich verfügbaren Zahlen, wie viele Nutzer seit dem Start des TikTok Shops tatsächlich eingekauft haben. Die Plattform betont jedoch, dass die Shopping-Funktion für alle regulären TikTok-Nutzer zugänglich ist und bereits ein Viertel der deutschen Bevölkerung erreicht werden kann
Zugang & Voraussetzungen für Unternehmen
Um Produkte auf TikTok Shop in Deutschland zu verkaufen, müssen Unternehmen folgende Zugangsvoraussetzungen erfüllen:
TikTok Business-Konto:
Nur mit einem Business-Konto (keinem privaten Konto) ist der Verkauf möglich.
Geschäftliche Registrierung: Unternehmen benötigen eine gültige Geschäftslizenz oder eine offizielle Unternehmensregistrierung.
Mindestalter:
Verkäufer müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
Bankverbindung:
Eine verifizierte Bankverbindung für die Auszahlung der Einnahmen ist erforderlich.
Rechtliche Vorgaben:
Der Shop muss Impressum, Datenschutzerklärung, Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) und Widerrufsbelehrung bereitstellen. Da TikTok dafür keine eigenen Felder bietet, können diese über einen Link im Profil (ab 1.000 Followern) oder auf einer externen Seite eingebunden werden.
Follower-Anforderung:
In manchen Regionen oder für bestimmte Features kann es eine Mindestfollowerzahl (z.B. 1.000 Follower) geben.
Produktregeln:
Nur Produkte, die den TikTok-Richtlinien entsprechen, dürfen verkauft werden. Verboten sind z.B. Waffen, illegale Artikel oder bestimmte eingeschränkte Kategorien wie Kosmetik (hier sind ggf. Zertifikate erforderlich).
Nach Erfüllung dieser Bedingungen können Unternehmen sich im TikTok Seller Center registrieren, ihre Geschäftsdaten angeben und mit dem Verkauf starten.
Nahtloser Kaufprozess in der App
Der TikTok Shop reduziert Conversion-Reibung und steigert Impulskäufe – insbesondere bei jüngeren Zielgruppen. Doch impulsives Shopping führt nicht automatisch zu Markentreue oder Wiederkäufen. Ohne eine konsistente Content-Strategie bleibt der Effekt oft kurzfristig.
Creator Commerce & authentischer Content
Creator-Partnerschaften können starke Hebel sein – sie bergen aber auch Risiken. Abhängigkeit von fremden Reichweiten, fehlende Brand Safety oder unklare KPIs sind reale Herausforderungen. Zudem: Authentizität ist schwer skalierbar, vor allem unter Performance-Druck.
Nähe zur Zielgruppe (Gen Z & Millennials)
TikTok erreicht eine junge, digital affine Zielgruppe – aber nicht jede Marke passt dazu. Wer hochwertige, erklärungsbedürftige Produkte vertreibt oder im B2B-Kontext agiert, sollte abwägen, ob TikTok der richtige Kanal ist – oder ob andere Plattformen gezielter arbeiten.
TikTok als Impulsgeber für Einkäufe, Quelle: ECC Köln
Ein zentraler Erfolgsfaktor für den Verkauf über den TikTok Shop ist eine klare, plattformgerechte Content-Strategie. TikTok funktioniert nicht wie klassische Online-Shops oder Social-Media-Kanäle – Nutzer erwarten Inhalte, die unterhalten, involvieren und authentisch wirken. Wer auf TikTok verkaufen will, muss daher nicht nur das Produkt in Szene setzen, sondern vor allem Relevanz im Feed schaffen.
Genau hier liegt für viele Unternehmen die Hürde: TikTok verlangt nach hoher Taktung, Trendverständnis und kreativer Umsetzung, oft in einem Tempo, das mit bestehenden Ressourcen kaum realisierbar ist. Anders als bei Instagram oder Facebook reicht es nicht, bestehende Werbemittel zu recyceln. TikTok-Content muss spezifisch gedacht, produziert und gesteuert werden.
Integration in den Marketing-Funnel
Der TikTok Shop sollte nicht isoliert betrachtet werden. Ohne klare Funnel-Strategie, Retargeting-Maßnahmen und Datenbasis verliert er an Effizienz. Wer TikTok Commerce ernst meint, muss Paid Media, UGC, Influencer-Kooperationen und CRM verzahnen.
Best Practices & Erfolgsfaktoren
- Kooperation mit erprobten Creatorn
- Testen statt Planen: Trial & Error ist TikTok-typisch
- Klare Trennung von Branding- und Conversion-Zielen
- Multichannel-Denken: TikTok als Touchpoint, nicht alleinige Lösung
Der TikTok Shop bietet deutschen Onlinehändlern zwar große Chancen, steht aber vor mehreren Herausforderungen und Grenzen:
Rechtliche Unsicherheiten und Abmahngefahr
Die Plattform ist aktuell rechtlich noch nicht vollständig an deutsche Vorgaben angepasst. Fehlende oder unzureichende Möglichkeiten zur Darstellung von Grundpreisen, Herstellerinformationen und Produktdetails können zu Abmahnungen führen, insbesondere in Branchen wie Lebensmittel, Kosmetik oder Nahrungsergänzungsmitteln, wo gesetzliche Kennzeichnungspflichten bestehen.
Datenschutz und Vertrauen
TikTok steht in Europa unter besonderer Beobachtung, was Datenschutz und Nutzervertrauen angeht. Viele deutsche Verbraucher sind skeptisch gegenüber dem Umgang mit ihren Daten, was die Akzeptanz erschweren kann.
Unzureichende Produktpflege und Datenstruktur
Für professionelle Händler ist die Produktpflege und Datenstruktur auf TikTok Shop aktuell noch eingeschränkt. Es fehlen Möglichkeiten für umfassende Produktbeschreibungen, Kategorisierung und Filterfunktionen, wie sie auf klassischen Marktplätzen üblich sind.
Impulskäufe und junge Zielgruppe
TikTok Shop lebt von Impulskäufen und richtet sich vor allem an eine junge, trendorientierte Zielgruppe. Für Händler mit komplexen oder hochpreisigen Produkten ist die Plattform daher weniger geeignet.
Provisions- und Wettbewerbsdruck
Obwohl die Provisionen auf TikTok Shop niedriger sind als bei anderen Marktplätzen, steigt der Wettbewerbsdruck durch zahlreiche neue Anbieter und die Dominanz großer Marken.
Technische Einschränkungen
Die Integration mit bestehenden E-Commerce-Systemen (z.B. Warenwirtschaft, ERP) ist noch nicht ausgereift. Viele Händler müssen daher zusätzliche Prozesse und Tools nutzen, um Bestände, Aufträge und Retouren zu managen.
Kundenservice und Retouren
Die Erwartungen an Kundenservice und Rückgabeoptionen sind in Deutschland hoch. TikTok Shop bietet hier aktuell noch keine ausreichenden Lösungen, was zu Unzufriedenheit und Imageschäden führen kann.
Insgesamt ist TikTok Shop für viele Händler ein spannendes Experiment, aber noch kein vollwertiger Marktplatz im klassischen Sinne. Wer auf rechtssichere, transparente und professionelle Prozesse angewiesen ist, sollte die Plattform mit Vorsicht nutzen und zusätzliche Vertriebskanäle parallel betreiben
Der TikTok Shop ist eine vielversprechende Erweiterung im Social-Commerce-Kosmos, besonders für Marken mit direktem Kundenzugang, trendaffinen Produkten und hoher visueller Strahlkraft. Insbesondere im D2C-Bereich kann das Format neue Absatzpotenziale eröffnen – vorausgesetzt, die Inhalte sind kreativ, authentisch und plattformgerecht aufbereitet. Marken, die bereits über Content-Kompetenz, ein aktives Creator-Netzwerk oder eine funktionierende Paid-Strategie verfügen, bringen ideale Voraussetzungen mit, um erste Schritte zu gehen.
Statt auf einen sofortigen Full Rollout zu setzen, empfiehlt sich ein strategisches Testen: Mit Pilotkampagnen, datengetriebenen Learnings und gezieltem Aufbau interner Prozesse – insbesondere im Bereich Fulfillment und Kundenservice. Entscheidend ist zudem die Fähigkeit, Performance Creatives schnell zu entwickeln und Creator-Kooperationen langfristig zu denken. Gleichzeitig sollte der TikTok Shop nicht isoliert betrachtet werden, sondern im Zusammenspiel mit stabileren Plattformen – um Abhängigkeiten zu vermeiden und Synergien zu nutzen.
Unterm Strich gilt: TikTok Shop ist keine E-Commerce-Revolution auf Knopfdruck – aber ein spannender, dynamischer Kanal mit großem Potenzial. Wer ihn strategisch, strukturiert und realistisch angeht, kann sich frühzeitig wichtige Wettbewerbsvorteile sichern. Wer abwartet, sollte den Markt aufmerksam beobachten – und vorbereitet sein, wenn der nächste Wachstumsschub kommt.
Kontakt
Machen wir Nägel mit Köpfen. Gerne beraten wir im Erstgespräch kostenlos, unverbindlich und individuell für alle Themen rund um E‑Commerce und Onlinemarketing.
Let's Talk!
